Vortrag von Hans Hörber am 1. April 2023
Trotz Schmuddel-Wetter ließen es sich am ersten Samstag im April über 30 interessierte Pilotinnen und Piloten nicht nehmen, dem anschaulichen, reichlich mit Fakten versehenen und vielfältigen Erfahrungen gespickten Vortrag von unserem Mitglied und früheren „Technischen Leiter Segelflug“, Hans Hörber zu lauschen. Hans hatte eigens dafür einen ROTAX Demonstrationsmotor mitgebracht und konnte die technischen Zusammenhänge dadurch eindrucksvoll erklären und verdeutlichen.
Zunächst blickte er zurück, auf die über 100-jährige Geschichte von ROTAX: Das Unternehmen wurde 1920 in Dresden von dem Pionier Friedrich Gottschalk, Besitzer einer erfolgreichen Fabrik für Fahrradteile als ROTAX-WERK AG gegründet. Die bereits 1906 eingetragene Schutzmarke ROTAX leitet sich aus dem lateinischen Begriff „Rotande Axis“ (rotierende Achse) ab und geht auf die, speziell im Radsport, als besonders zuverlässig geltende und patentierte ROTAX-Freilaufnabe zurück. Auch die Geschichte des Unternehmens ist eine spannende Geschichte für sich. 1930 wurde das Unternehmen durch die Fichtel & Sachs AG übernommen und nach Schweinfurt verlegt. 1943 siedelte das Unternehmen nach Österreich über und wurde 1970 vom Bombardier-Konzern gekauft.
Unter dem Markennamen ROTAX produziert BRP-Rotax Hochleistungsmotoren für Schneeschlitten, Jet- und Sportboote, Geländefahrzeuge, Quads, Karts, dreirädrige Roadster und für Motorräder der Hersteller Aprilia, BMW, Buell und MZ sowie für leichte Sportflugzeuge, Ultraleichtflugzeuge, Tragschrauber, Motorsegler, Drohnen und Heißluft-Luftschiffe.
Die Entwicklung des inzwischen weltweit verbreiteten Flugmotors ROTAX 912 begann im Jahre 1984, die Zertifizierung folgte fünf Jahre später. Mit der Zeit entwickelte er sich zum Standardmotor der UL-Klasse. Bis zum Juni 2014 wurden 50.000 Motoren der 912er-Familie ausgeliefert. Seit 1975 wurden mehr als 170.000 Einheiten der Rotax-Aircraft-Motoren verkauft. Eine beeindruckende Zahl.
Der ROTAX 912 ist ein mit Benzin betriebener Vierzylinder-Viertakt-Boxermotor mit untenliegender Nockenwelle, flüssigkeitsgekühlten Zylinderköpfen, luftgekühlten Zylindern, hydraulischem Ventilspielausgleich, kontaktloser Magnet-Kondensator-Doppelzündung und eingebautem elektrischen Starter. Der Motor verfügt zudem über eine Trockensumpfschmierung und zwei CD-Vergaser, eine mechanische Kraftstoffpumpe sowie ein mit Überlastkupplung angeflanschtes Luftschraubengetriebe, das die Drehzahl zwischen Kurbelwelle und Luftschraube reduziert. Diese Rutschkupplung schützt auch den Motor im Crash-Fall. Aufgrund seiner konstruktiven Auslegung ist der Motor nicht für den Kunstflug geeignet.
Gebaut wird er in den Varianten 912 A/F/UL mit 59,6 kW (80 PS), 912 S/ULS mit 73,5 kW (100 PS) sowie den mit Turbolader ausgestatteten 914 F/UL mit 84,5 kW (115 PS).
Seit 2012 wird die Serie 912 I produziert. Dieser Motor ist mit einem Engine-Management-System (EMS) ausgestattet, das für die optimale elektronische Zündung und Einspritzung sorgt. Das Kraftstoffsystem wird von zwei redundanten elektrischen Kraftstoffpumpen versorgt. Zur I-Serie gehören die Modelle 912 IS und 912 ISC Sport.
Rotax Flugmotoren stehen für herausragende Leistung, hohe Qualität, Zuverlässigkeit, geringen Spritverbrauch und reduzierte Schadstoff-Emissionen. Alle Rotax Flugmotoren sind zugelassen für den Betrieb mit Ethanol 10, MOGAS und AVGAS.
Hans behandelte alle wichtigen Komponenten des Rotax-Antriebs, gab wertvolle Tipps und berichtete über eigene Erfahrungen, z.B. als er eine auf einem Modellflugplatz gestrandete UL-Maschine eines Charter-Piloten zum Erstaunen der Modellflieger wieder in die Luft brachte – selbstverständlich nach eingeholter Wiederstartgenehmigung.
Unsere Motorflugzeuge vom Typ Aquila A210, der Motorsegler Super Dimona, sowie alle UL-Flugzeuge des Luftsportrings sind mit Rotax-Motoren ausgerüstet. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen: Unser Motorsegler KLSR mit dem ROTAX 914 Turbo hat keine mechanische Benzinpumpe, dafür aber zwei redundante elektrische. Würde jedoch der Generator ausfallen, ist damit zu rechnen, dass mangels Energie nach einigen Minuten auch die Benzinpumpen stehenbleiben.
Nach kurzweiligen 90 Minuten „Nonstop-Flug“ durch die Rotax-Welt, erhielt Hans viel Beifall, Lob und Anerkennung. Dies drückte sich auch in persönlichen Nachgesprächen mit einigen Teilnehmern aus. Mit diesem Vortrag wurde damit auch das Winterprogramm 2022/23 abgeschlossen.